Klimawandel und nachhaltige Landwirtschaft: ökologische und soziale Verbesserungen durch syntropischen Agroforst in Togo

Ernährungssicherheit und Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft: Diese Ziele verfolgen mit ihren Sustainable Development Goals nicht nur die Vereinten Nationen. Auch Hevert-Arzneimittel treibt im Rahmen seiner Unternehmensverantwortung (CSR) diese Ziele aktiv voran. Für PROJECT TOGO arbeitet Hevert mit der Klimaschutzagentur natureOffice zusammen und unterstützt verschiedene Klimaschutzprojekte in Togo, Westafrika. Dazu gehört auch das Zukunftskonzept des syntropischen Agroforsts.

Weltweit ist der Klimawandel und seine Folgen zu spüren: Extremwetterlagen wie Starkregen, Überschwemmungen, Dürren und Stürme werden immer häufiger. Besonders in Ländern, die davon abhängig sind, mit der eigenen Landwirtschaft die Ernährung für ihre Bevölkerung zu sichern, stellen die klimatischen Veränderungen eine besondere Herausforderung dar. So auch in Togo: Das westafrikanische Land hat mit den Folgen des Klimawandels, insbesondere auch im Hinblick auf seine Landwirtschaft, zu kämpfen.

Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels: Besondere Herausforderungen in Togo

Togo und viele andere afrikanische Länder stehen vor einer doppelten Herausforderung, ihre Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Einerseits sorgt der Klimawandel für einen Rückgang der landwirtschaftlichen Erträge. Andererseits wird die Bevölkerung in den nächsten Jahren weiter zunehmen.
Und die Entwicklung ist nicht aufzuhalten: Bis 2025 sollen die Erträge um 15 Prozent weiter rückläufig sein [1] und bis 2050 wird die Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent von aktuell 1,3 Milliarden schätzungsweise auf 2,5 Milliarden Bewohner* angewachsen sein [2]. Folglich bedarf es bis zu 60 Prozent mehr landwirtschaftlicher Erträge [3], damit für alle ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen.
Aber wie steigert man unter diesen Voraussetzungen die Nahrungsmittelproduktion durch die Landwirtschaft?
Auch wenn die Folgen und Herausforderungen groß sind, lautet die gute Nachricht: Eigenes Verhalten kann der negativen Entwicklung entgegenwirken. 
Für die Landwirtschaft in Afrika ist der syntropische Agroforst im Unterschied zur herkömmlichen Anbauweise in Monokulturen ein solches Beispiel. 

Zukunftskonzept syntropischer Agroforst: Wie aus einer Brachfläche bei Kotokopé eine biodiverse Ertragsfläche entsteht

Eine Landwirtschaft, die sich an die klimatischen Veränderungen anpasst, dabei Biodiversität berücksichtigt und gleichzeitig Erträge sichert? Wie kann eine syntropische Anbauweise diesen vielfältigen Anforderungen gerecht werden?

Im Allgemeinen bedeutet „Syntropie“ das Zusammenspiel von Organismen, das Energien freisetzt.
Die Entwicklung des syntropischen Agroforsts geht auf den Schweizer Forscher und Agrarwirt Ernst Götsch zurück, der bereits in den 80er Jahren in Brasilien eine neue Technik zur Regeneration der Böden entwickelt hat. Dazu nahm er sich die Natur selbst zum Vorbild. Auf diese Weise gelang es ihm, bspw. aus ca. 1.200 Hektar unfruchtbarem Boden einen Regenwald zu renaturieren.

Vergleichbar mit einem natürlich gewachsenen Wald folgt das syntropische Prinzip der Schichtung und Sukzession und fokussiert dabei drei Parameter: Zum einen werden die Gewächse sowohl horizontal als auch vertikal auf der Fläche verteilt angepflanzt. Zum anderen berücksichtigt die Anlage der Fläche die unterschiedlichen Wachstumsphasen der Pflanzen. Zu guter Letzt sorgt ein regelmäßiger Beschnitt für ein adäquates Wachstum. So entsteht eine Fläche, die – je nach Anpflanzungs- und Wachstumsstadium – in mehreren Anbauebenen unterteilt ist.

Anhand der 0,5 ha großen Testfläche, die im Rahmen des PROJECT TOGO auf der Brachfläche bei Kotokopé in der Region Agou entsteht, kann man anschaulich nachvollziehen, wie der syntropische Agroforst in der Praxis umgesetzt wird:
In einem ersten Schritt wird Baum- und Strauchmaterial klein geschnitten und sortiert, bevor es anschließend wieder in vier Ebenen angepflanzt wird.
Auf der ersten Ebene – dem Unterbau – werden Kakao, Kurkuma, Ingwer und Ananas gepflanzt. Dafür setzt man die Samen im Abstand von wenigen Zentimetern. 
Mit dem Zwischenbau folgt die zweite Ebene, die mit Bananenstauden und Zitronenbäume angelegt wird. 
Daran schließt sich die dritte Ebene – der Überbau – mit Avocado, Jackfrucht und Mango an, die von Khaya und Mais, den Pflanzen der vierten sogenannten Ebene der Überständer ergänzt wird. 
So entsteht ein Pflanzenspektrum, das sich nach und nach zu einem biodiversen Agroforstsystem ausweitet.

Diese Anbaufläche versorgt sich aufgrund seiner natürlichen Prozessabläufe von selbst. Sie zeichnet sich durch Biodiversität aus, die Extremwettern besser standhält und Ernteausfälle minimiert. Doch die Vorteile zeigen sich nicht nur in ökologischer Hinsicht.

Vorteile einer Landwirtschaft, die ökologisch und sozial dem Klimawandel entgegenwirkt

Die Vorteile des syntropischen Agroforsts sind sowohl landwirtschaftlich als auch sozial-gesellschaftlich bemerkenswert: 

Bei einer syntropisch angebauten Fläche bleibt der Boden konstant bedeckt und kann mehr Regenwasser speichern, was u.a. auch die Entwicklung von mehr Mikroorganismen fördert. Darüber hinaus schützt die dichte Anpflanzung den Boden vor Erosion und Überhitzung und die unterschiedliche Wachstumshöhe der Pflanzen sorgt für eine schattigere Fläche. Gleichzeitig können die Bäume in diesem syntropischen Anbaugebiet mehr Kohlenstoffdioxid (CO₂) speichern. Dünger und Bewässerung müssen immer seltener eingesetzt werden. Die Vielfalt der angebauten Pflanzen minimiert auch das Risiko von Ernteausfällen.
Diese landwirtschaftlichen Vorteile wirken sich auch positiv auf die Bevölkerung aus: Neben der Verbesserung der Versorgungssicherheit sorgt die Bewirtschaftung auch für mehr Arbeitsplätze und damit für sicheres Einkommen, das, zusammen mit den Erträgen, auch die ökonomische Situation der Bevölkerung stabilisiert. Durch die Einbindung von Jugendlichen und Frauen in die landwirtschaftlichen Tätigkeiten wird ihre Stellung innerhalb der Gesellschaft gefördert und schafft so einen gesellschaftlichen Ausgleich.

„Vollends überzeugt“ – Heverts Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Zukunft in Togo

Bis jedoch eine neue, ertragreiche, dem Klimawandel angepasste Fläche entstehen kann und die damit einhergehenden Verbesserung für die Bevölkerung spürbar werden, bedarf es einer umfassenden Aufklärungs- und Unterstützungsarbeit vor Ort. Denn das Ziel des Klimaschutzprojektes ist es, dass das Land künftig autonom agieren kann. Hierfür engagiert sich natureOffice in Togo auf vielfältige Weise: U.a. wird nicht nur eine Testfläche zu Schulungszwecken angebaut, sondern es werden auch Baumschulen zur Aufzucht und Pflege der Setzlinge eingerichtet. Zusätzlich erhalten Landwirte in einem entstandenen Bildungszentrum Workshops rund um die Praxis des syntropischen Agroforsts.

Hevert-Geschäftsführer Mathias Hevert besuchte vergangenes Jahr Togo und konnte sich vor Ort persönlich ein Bild über PROJECT TOGO machen. „Ich bin rundum begeistert von dem natureOffice-Projekt“, resümiert Mathias Hevert seine Eindrücke, die er von seiner Reise mitgebracht hat. „Vorhaben wie diese sind ein sinnvoller Beitrag für den globalen Umweltschutz und helfen gleichzeitig den Menschen vor Ort.“ 
Gemeinsam mit natureOffice fördert Hevert PROJECT TOGO, um seinen nicht-vermeidbaren CO₂-Ausstoß zu kompensieren. Nicht nur durch die Aufforstung auf ursprünglich kahlen Flächen zu Naturwald, sondern auch durch die syntropisch angelegten Flächen werden in Togo im Jahr pro Hektar 15 Tonnen CO₂ gebunden.
„Insbesondere das Konzept des syntropischen Agroforsts hat mich vollends überzeugt, da es eine auf das Klima und die die Bedürfnisse des Dorfes abgestimmte nachhaltige Art der Landwirtschaft darstellt“, befürwortet Mathias Hevert die Aktivitäten vor Ort.

Das Klimaschutzprojekt zeigt, wie eine nachhaltige Landwirtschaft dem Klimawandel entgegenwirken kann und dabei sowohl ökologische als auch soziale Entwicklungen positiv vorantreibt.

* Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde bei Personenangaben im Text die generische männliche Form gewählt. Die Angaben beziehen sich aber selbstverständlich auf alle Geschlechter.
 

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