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Hevert-Selbstverständnis Komplexmittel-Homöopathie

Tradition und Entstehung der Komplexmittel-Homöopathie

Mit Komplexmittel-Homöopathie wird eine Weiterentwicklung des von Samuel Hahnemann entdeckten homöopathischen Heilverfahrens bezeichnet. Im Gegensatz zur klassischen Homöopathie, bei der immer nur ein Wirkstoff verordnet wird, werden in homöopathischen Komplexmitteln mehrere Arzneistoffe zu einem Medikament vereint. Die sorgfältig ausgewählten Einzelbestandteile ergänzen sich in Bezug auf ein bestimmtes Krankheitsbild und ermöglichen dadurch eine ganzheitliche Therapie. Die Stoffe entfalten dabei eine synergistische, das heißt sich gegenseitig fördernde Wirkung.

Die Komplexmittel-Homöopathie ist heute ein fester Bestandteil der traditionellen europäischen Naturheilkunde.

Die Komplexmittel-Homöopathie in Deutschland geht zurück auf Emanuel Felke (1856–1926), der die klassische Einzelmittelhomöopathie nach Hahnemann erlernt und im Zuge seiner therapeutischen Tätigkeit über viele Jahre hinweg weiterentwickelt hat. Die Zusammenstellung der Arzneien zu den einzelnen Komplexmitteln hat ihren Ursprung in der therapeutischen Praxis.

Ausgehend von Einzelmitteln, die den Symptomen der Patienten durch Repertorisation (systematische Arzneimittelwahl auf Basis der individuellen Symptome) zugeordnet wurden, wurden weitere Einzelmittel mit ähnlichen medizinischen Anwendungsgebieten (Indikationen) hinzugefügt und zu Komplexmitteln zusammengestellt.

Felke ergänzte diese Wirkstoffkombinationen mit weiteren Einzelmitteln, die sich bei tieferliegenden Ursachen – auf der Ebene der Organe oder der Konstitution (gesamte physische und psychische Situation) des Patienten – bewährt hatten. Seine Rezepturen sind also so gewählt, dass sie nicht nur Einzelmittel enthalten, die auf die jeweiligen Symptome einer Erkrankung allein zielen, sondern ergänzt werden mit Wirkstoffen, die zusätzlich die an der Krankheit mitbeteiligten Organsysteme unterstützen, und weiteren Substanzen, die der Stärkung der allgemeinen körperlichen Konstitution dienen.

Die in einem Komplexmittel enthaltenen Einzelmittel sollen nicht nur einzeln wirken, sondern sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken (synergistische Wirkweise).

Charakteristika der Hevert-Komplexmittel

Die Komplexmittel basieren auf Arzneikompositionen, die bis auf Felke zurückgehen. Viele der Rezepturen, die den Hevert-Präparaten zugrunde liegen, sind in Zusammenarbeit mit Schülern von Emanuel Felke geschaffen worden und haben dadurch eine sehr lange Tradition. Andere wurden durch den Arzt und Apotheker und späteren Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hevert entwickelt.

Hevert-Komplexmittel sind fast ausschließlich mit medizinischen Anwendungsgebieten (Indikationen) zugelassen, d. h. die Wirksamkeit der Arzneimittel für diese Anwendungsgebiete wurde gegenüber dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wissenschaftlich nachgewiesen.

Durch diese zugelassenen Anwendungsgebiete können die Hevert-Komplexmittel sowohl in der Behandlung durch Therapeuten als auch in der Apothekenempfehlung oder der Selbstmedikation durch den Anwender zielgerichtet, rasch und effektiv eingesetzt werden.

In den Präparaten sind bewusst ausschließlich tiefe D-Potenzen (wenig verdünnte homöopathische Arzneimittel) oder Urtinkturen (unverdünnte homöopathische Arzneimittel) enthalten, da diese zum einen für eine schonende Wirkweise bekannt sind und zum anderen neben der homöopathischen auch noch eine pharmakologische (stoffliche) Wirkung aufweisen.

Durch die meist hohe Anzahl an Wirkstoffen in einem Komplexmittel haben Hevert-Komplexmittel typischerweise ein breites Wirkspektrum.

Alle Hevert-Komplexmittel enthalten generell einen mengenmäßig hohen Anteil an arzneilichen Substanzen, d. h. Urtinkturen, Verschüttelungen (Dilutionen) bzw. Verreibungen (Triturationen). Andere Hilfsstoffe sind in der Regel nicht oder nur in geringen Mengen vorhanden.

Hevert-Selbstverständnis der Therapie mit homöopathischen Komplexmitteln

In Anlehnung an das Selbstverständnis der klinischen Homöopathie mit Einzelmitteln nach festen Indikationen (medizinischen Anwendungsgebieten) sind homöopathische Komplexmittel wertvolle Instrumente zum raschen und effektiven Einsatz bei bestimmten Indikationen bzw. Krankheiten. Die Wahl eines Präparates wird durch die vorgegebenen Indikationen für den Anwender vereinfacht und kann somit auch ohne eine klassische homöopathische Anamnese (ausführliche Erhebung der individuellen Symptome) mit nachfolgender Mittelwahl erfolgen.

Durch klare und zugelassene Indikationen sowie durch das seltene Auftreten von Nebenwirkungen sind Komplexmittel sehr sicher in der Anwendung und eignen sich so besonders zum Einsatz in der Selbstmedikation.

Die Therapie mit Komplexmitteln ist hervorragend geeignet, um sie gemeinsam mit konventionellen (schulmedizinischen) Behandlungskonzepten im Sinne einer integrativen Medizin einzusetzen, da es nur in Ausnahmefällen zu Wechselwirkungen kommt.

Wie verträgt sich Naturheilkunde mit Schulmedizin?

Die Wirkung der Komplexmittel erfolgt (analog der klassischen Homöopathie) durch eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Patienten als Reaktion auf die homöopathischen Substanzen.

Durch die indikationsabhängige Einnahme mehrerer homöopathischer Arzneien in Form eines Komplexmittels wird sichergestellt, dass der Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein oder mehrere der Bestandteile im Sinne des Ähnlichkeitsprinzips anspricht.

Von den im klassisch-homöopathischen Sinn für den individuellen Patienten nicht angezeigten Bestandteilen sind keine bis wenige Nebenwirkungen auf den Organismus zu erwarten, da die Nebenwirkungsrate bei homöopathischen Arzneimitteln generell als gering gilt.

Die Wirkung der homöopathischen Komplexmittel erfolgt in Bezug auf die Symptome, die Organebene (tieferliegende Erkrankungen) und die Konstitution des Patienten.

Hevert geht im Sinne des 1932 vom Schweizer Pharmakologen Bürgi formulierten Prinzips davon aus, dass sich die Wirksamkeit eines Komplexmittels auch auf die Verstärkung der Wirkung durch die Einnahme mehrerer ähnlich wirkender Mittel zurückführen lässt. Das heißt, bei Einnahme eines Komplexmittels wirkt nicht jedes Einzelmittel für sich genommen alleine, sondern es wirken in der Regel mehrere Bestandteile, die sich durch ihre unterschiedliche Wirkweise ergänzen oder verstärken und so die Heilung insgesamt beschleunigen.

Die Dosierung spielt in der Therapie mit homöopathischen Komplexmitteln eine andere Rolle als die Dosierung bei der Einnahme klassischer homöopathischer Einzelmittel. In der klassischen Homöopathie werden dem Patienten in der Regel geringe Mengen eines Arzneimittels einmalig verabreicht; bei der Therapie mit homöopathischen Komplexmitteln hingegen sind sowohl die Einzeldosis als auch die Häufigkeit der Einnahmen pro Tag zum Teil deutlich höher: So erfolgt bei akuten Erkrankungen die Einnahme eines homöopathischen Komplexmittels mehrmals täglich (bis hin zur stündlichen Einnahme), bei chronischen Erkrankungen in der Regel dreimal täglich. Die höhere Dosierung erklärt sich durch die gleichzeitige Verordnung mehrerer Einzelmittel in einem Komplexmittel.

Wie verträgt sich Naturheilkunde mit Schulmedizin?

Die klassische Homöopathie, also die individuelle Verordnung von homöopathischen Einzelmitteln, ist der Ursprung und die Basis aller Komplexmittel. Die von Samuel Hahnemann (1755–1843) entwickelte Therapieform erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit und wird von vielen Therapeuten angeboten. Während einige Therapeuten in der ursprünglichen Tradition von Hahnemann stehend ausschließlich nach seiner Methode verordnen wollen, ergänzen auch viele Ärzte und Heilpraktiker ihr Therapiespektrum durch die Verordnung von homöopathischen Komplexmitteln.

Charakteristisch für die klassische Homöopathie ist die sehr zeitaufwändige und individuelle Erhebung der Symptome des jeweiligen Patienten. Hierauf erfolgt dann die individuelle Verordnung eines homöopathischen Einzelmittels. Setzt auf die Einnahme dieses nicht die erhoffte Wirkung ein, beginnt die Suche nach einem neuen Mittel. Im Zuge von klassisch homöopathischen Behandlungen kann es deshalb sein, dass es gerade im Falle von akuten Erkrankungen wie etwa grippalen Infekten länger dauert, ein geeignetes Mittel zu finden als die eigentliche Erkrankung anhält.

Aber auch im Falle von schon länger bestehenden, komplexen Krankheitszuständen muss das jeweilige Mittel sehr exakt gewählt werden, um eine umfassende Genesung zu garantieren. In beiden Fällen stellen homöopathische Komplexmittel eine wertvolle Alternative dar, da diese durch die Kombination von mehreren Arzneimitteln zu einer raschen Linderung der akuten Beschwerden führen können.

Da Komplexmittel ein weites Spektrum an Symptomen abdecken, werden für ihre Anwendung bei vielen Befindlichkeitsstörungen keine besonderen Fachkenntnisse benötigt. Auch bei schwereren Erkrankungen oder chronischen Beschwerden können homöopathische Komplexmittel vom Arzt oder Heilpraktiker gezielt eingesetzt werden, um langfristig eine Besserung zu erzielen.